15 April 2009

"Elgygytgyn": Vor 3,6 Millionen Jahren schlug hier ein Meteorit ein 15APR09

"Elgygytgyn":
Vor 3,6 Millionen Jahren schlug hier ein Meteorit ein
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08. April 2009, 16:55
Der Kratersee, der sich danach gebildet hat, soll nun Aufschlüsse über die Klimageschichte der Arktis ermöglichen
Wien - Ein internationales Forscherteam möchte anhand eines Kratersees im Nordosten Sibiriens die Klimageschichte des hohen Nordens mit bisher ungeahnter Genauigkeit nachzeichnen. Die Arbeiten des International Continental Scientific Drilling Program (ICDP) am Elgygytgyn-See haben begonnen, die Auswertung der Bohrkerne laufen unter österreichischer Leitung. Christian Köberl, international renommierter Impakt-Forscher der Uni Wien, hat die Aufgabe übernommen.

Dass sich die Wissenschafter ausgerechnet diesen See ausgesucht haben, ist kein Zufall. "Der See wurde vor rund 3,6 Millionen Jahren durch einen Meteoriteneinschlag verursacht und ist deswegen sehr tief", erklärt Köberl. Eine maximale Tiefe von 170 Metern wurde ermittelt, das sorgt dafür, dass das Gewässer nie komplett durchfriert. So ist die Klimageschichte, welche die Forscher anhand der Sedimentschichten ablesen wollen, lückenlos erhalten. Nicht zuletzt wollen die Wissenschafter klären, wie die Arktis auf Erwärmung und Abkühlung reagiert.

Sedimente und was darunter liegt

Erste Bohrungen haben ergeben, dass die vom See abgelagerten Schichten wenigstens seit rund einer Million Jahren ungestört sind. Das entspricht einer Sedimentschicht von rund 100 Metern. "Darunter findet sich Sand, das weist darauf hin, dass der See zu dieser Zeit ausgetrocknet war", so Köberl. Die genaueren Umstände müssen allerdings erst geklärt werden. Insgesamt sind die Sedimente rund 300 Meter mächtig.

Als Impakt-Forscher interessiert Köberl aber auch das, was sich unter den See-Sedimenten befindet, nämlich die Zeugnisse des Einschlags. Der Meteorit hat nämlich vor 3,6 Millionen Jahren in Vulkangestein eingeschlagen. Unter den See-Sedimenten erhofft sich der Wiener Forscher daher die durch den Einschlagsschock gezeichneten Gesteine zu finden. Letztendlich sollen daraus die freigesetzten Energien und die Größe des kosmischen Bröckerls errechnet werden.

Der See ist derzeit noch von einer 1,5 bis zwei Meter mächtigen Eisschicht bedeckt. Erst im Mai beginnt es zu tauen, im Juli und August ist er dann frei von Eis. Die Arbeiten sind mittlerweile angelaufen, die ersten Bohrkerne erreichten am 18. März die Oberfläche. Österreich ist seit Ende 2001 Mitglied beim ICDP, einer multinationalen Organisation, die sich mit wissenschaftlichen Bohrprojekten weltweit befasst. Unterstützt wird Köberl derzeit durch das Wissenschaftsministerium, für die weiteren Auswertungen hofft der Forscher auf die Genehmigung eines beim Wissenschaftsfonds FWF eingereichten Projekts. (APA/red)

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